Es ist weiterhin offen, ob Glehn und die umliegenden Ortschaften ein Glasfasernetz bekommen. Die Frist wurde jetzt erst einmal verlängert. Bürgermeister Dick unterstützt Aktionen zum Thema „schnelles Internet“ im Stadtgebiet.
VON ANGELA RIETDORF
Korschenbroich Zuerst die schlechte Nachricht: am Montagabend hatten sich erst 20 Prozent der zum Projektgebiet „Glehn plus“ gehörigen Haushalte für die Glasfaser und damit für ein schnelles Internet entschieden. Das ist gerade mal die Hälfte der benötigten Zusagen. Dann die gute Nachricht: die Frist wurde von Seiten der „Deutschen Glasfaser“, die bei entsprechendem Interesse die Kabel verlegen will, großzügig verlängert. Jetzt haben die Bürger von Glehn und Lüttenglehn, Steinforth-Rubbelrath, Drölsholz, Epsendorf und Scherfhausen bis nach den Sommerferien Zeit, sich zu entscheiden.
Am Montagabend saßen sie auf Einladung des Bürgermeisters zusammen im Korschenbroicher Rathaus und tauschten sich aus: die Multiplikatoren aus den betroffenen Orten, Bürgermeister Dick und Wirtschaftsförderin Stefanie Bössem. Eigentlich hätten sie frustriert sein müssen, weil das Ziel, 40 Prozent der Haushalte von den Vorzügen des schnellen Internets zu überzeugen, verfehlt wurde. Aber die Stimmung war gut, denn alle Beteiligten sehen noch gute Erfolgschancen. „Die Zahlen, die wir zur Verfügung haben, sind noch nicht aktuell“, erklärt Stefanie Bössem. „Es ist noch nicht alles ausgezählt.“ Die Wirtschaftsförderung der Stadt unterstützt das Projekt „Glehn plus“. „Die Glasfaser ist das Medium, das wir für die Zukunft brauchen“, ist Dick überzeugt. „Wir wollen verhindern, dass die Orte rund um Korschenbroich beim schnellen Internet abgehängt werden.“
In der Tat sind einige Orte nicht gerade verwöhnt, was Geschwindigkeit und Datenvolumen im Internet angeht. In Steinforth-Rubbelrath beispielsweise steht weniger als ein Megabit zur Verfügung. Schüler fahren nach Korschenbroich, um Hausaufgaben zu machen und Home-Office, das Arbeiten von zu Hause aus, ist praktisch unmöglich. Ein Glasfasernetz, das 100 Megabit im Up- und Download ermöglicht, wäre also eine echte Verbesserung. Warum gibt es dann nicht mehr Zusagen seitens der Bürger? Die Gründe sind vielfältig, meinen die Multiplikatoren, die sich für das schnelle Internet in ihrer Heimatgemeinde einsetzen. „Viele sind verunsichert, was die Technik angeht“, sagt Eric Hartmann, ein Fachinformatiker, der ein Systemhaus in Korschenbroich betreibt. „Sie brauchen im technischen Bereich individuelle Antworten.“ Er hat deshalb ein Servicepaket geschnürt, kommt zu den Interessenten nach Hause und beantwortet alle Fragen. „Ich berate unabhängig“, betont er. Er wird jetzt auch zu Sitzungen der Korschenbroicher Vereine hinzustoßen und Fragen beantworten. Überhaupt soll die Beratung der Bürger durch Bürger ausgebaut werden. Weitere Info-Veranstaltungen sind von den Multiplikatoren geplant.
Ablehnung des Glasfaserangebots kommt häufig auch von älteren Menschen, die das Internet nicht nutzen und nicht einsehen, einen höheren Preis für etwas zu zahlen, was sie nicht brauchen. „Ein schnelles Internet ist eine Investition in die Zukunft“, sagt Bürgermeister Dick. „Eine gute Anbindung ist ein Argument bei Vermietung und Verkauf und dient damit auch dem Werterhalt der Immobilie.“ Am wichtigsten und überzeugendsten sei der persönliche Kontakt, meint Kristina Biermann, Multiplikatorin aus Glehn und Gründerin einer entsprechenden Facebook-Gruppe. „Im Zweifelsfall müssen wir von Haus zu Haus gehen.“ Insgesamt gehören zum Glehn-plus“-Gebiet 3300 Haushalte. Wenn 1300 davon überzeugt werden, auf Glasfaser umzusteigen, wird das Unternehmen Deutsche Glasfaser in den Netzausbau einsteigen.
Publikation | Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
Lokalausgabe | Neuss-Grevenbroicher Zeitung Grevenbroich |
Erscheinungstag | Mittwoch, den 01. Juli 2015 |
Seite | 20 |