Deutsche Glasfaser beschleunigt Ausbau

Düsseldorf/Borken. Bis zu 400.000 NRW-Haushalte sollen superschnelle Internetanschlüsse bekommen. Von Reinhard Kowalewsky

Das Borkener Unternehmen Deutsche Glasfaser entwickelt sich in NRW zu einem zunehmend gefährlichen Herausforderer für die Telekom. „Bis zu 400.000 Haushalte in NRW werden wir in einigen Jahren an unser superschnelles Netz angeschlossen haben“, erklärt gegenüber unserer Redaktion der neue für Marketing und Politik zuständige Geschäftsführer Uwe Nickl.

Dabei unterstreicht die Berufung des 46-Jährigen die Wachstumsstrategie: Bisher saßen im Top-Management nur aus den Niederlanden kommende Entsandte der dortigen Reggeborgh-Gruppe. Jetzt drängt der neue Hauptinhaber KKR auf schnelleres Ködern von Kunden mit Hilfe deutscher Marktkenner.

Rund 1,5 Milliarden Euro sollen investiert werden, erklärt Aufsichtsratschef Peer Knauer, der engste Beziehungen zu KKR hat. Die Investitionen liefen auf bundesweit etwas mehr eine Million angeschlossene Haushalte hinaus, sagt er.

Derzeit wird das Netz vorrangig am Niederrhein ausgebaut. So berichtet Geschäftsführer Nickl, dass die Hälfte der für das Unternehmen sinnvoll erreichbaren 123.000 Haushalte im Kreis Heinsberg in unmittelbarer Reichweite der neuen Leitungen des Unternehmens sind. Davon hätten schon 52 Prozent einen Vertrag unterschrieben. Um zu expandieren, werden in erschlossenen Straßen weitere Kunden geworben – und durch weitere Straßen wird Glasfaser gezogen. Nickl: „Bis zu 70 Prozent der Kunden in den von uns erschlossenen Gebieten hoffen wir auf Dauer für uns zu gewinnen.“

Ärgerlich ist dabei, dass an einem Sonntag für einige Tausend Haushalte das Netz ausgefallen war. „Solchen Pannen müssen wir nachspüren, damit sie sich nicht wiederholen“, sagt Nickl.

Um schnell viele Kunden zu finden, will die Firma mit Partnern zusammenarbeiten. Dies könnte für Vodafone interessant sein: Der zweitgrößte Telefonkonzern Deutschlands wirbt zwar für sich als „Gigabit“-Firma, ist aber in NRW nur Weitervermarkter der DSL-Anschlüsse der Telekom. Dadurch verkauft Vodafone deutlich langsamere Online-Zugänge als der Kabel-TV-Anbieter Unitymedia und eben die Deutsche Glasfaser.

Die DSL-Anschlüsse von Telekom/Vodafone sind maximal 100 Megabit/Sekunde schnell, bei Glasfaser ist das Vielfache möglich. Die Deutsche Glasfaser legt Anschlüsse außerdem nur da, wo Telekom/Vodafone besonders lahme Zugänge anbieten. „Wir bringen bisher unerschlossene Gebiete auf die Überholspur beim Internet“, sagt Nickl. „Indirekt fördern wir so auch die Wirtschaft auf dem Land.“

Quelle: NGZ vom 07.06.2016

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