Zum Interview mit Bürgermeister Harald Zillikens zur Nachfragebündelung der Deutschen Glasfaser (Top Kurier vom 3. Juni 2015) erhielten wir folgenden Leserbrief:
Mit großem Interesse habe ich das von Ihnen geführte Interview mit Herrn Zillikens zum geplanten Glasfaserausbau in Jüchen im Top Kurier gelesen. Zweifellos ist der Bürgermeister der Gemeinde Jüchen in dieser Frage sehr engagiert. Was mir immer wieder auffällt, ist diese zaghafte Argumentation in Bezug auf die künftige Wertigkeit der Immobilie. Ob man nun 750,- Euro später zahlen muss, wenn man sich für den Anschluss erst später entscheidet oder, dass die Immobilie vielleicht zwei bis dreitausend Euro mehr Wert ist, wenn man angeschlossen ist, ist eigentlich völlig irrelevant. Was viel wichtiger ist: Wenn FTTH nicht (…) kommt bzw. einzelne Ortschaften die Mindestquote von 40 % nicht erreichen und deshalb komplett außen vor bleiben, wird es allerspätestens in drei bis fünf Jahren so gut wie unmöglich sein, eine Immobilie in diesen Ortschaften überhaupt noch vernünftig zu veräußern. Das ist genauso als würde man heute versuchen, eine Immobilie mit Plumpsklo ohne Anschluss an die Kanalisation zu verkaufen. Das ist einfach eine Tatsache.
Viele ältere Menschen auf unversorgten Dörfern, die nur eine vage Vorstellung vom Internet haben und für sich darin keinen Nutzen erkennen, könnten irgendwann eine böse Überraschung erleben. Spätestens dann, wenn die Entscheidung ansteht, in eine Seniorenresidenz oder ein Pflegeheim umzusiedeln. Die für die Finanzierung angedachte Immobilie in Jüchen wird sich dann kaum noch kostendeckend verwerten lassen. Die Preisabschläge werden immens sein und erhebliche Abstriche bei der Pflegeplatzversorgung zur Folge haben. Es wäre wünschenswert, wenn Sie diesen Aspekt in Ihrer künftigen Lokalberichterstattung einfach mal aufgreifen beziehungsweise auch den Bürgermeister in künftigen Gesprächen darauf hinweisen.
Dies schreibt Ihnen jemand, der schon seit Jahren beruflich darunter leidet, hier mit nur knapp 1 MB/s im Internet unterwegs sein zu können (Neuenhoven). Viele Cloud-Projekte lassen sich unter diesen Bedingungen nicht oder nur sehr eingeschränkt realisieren. Von den nichtgenerierbaren Einkünften abgesehen, ist es fast schon ein Imageschaden gegenüber Geschäftspartnern und Kunden. Die jetzige Situation der chronisch unterversorgten Ortschaften, wozu auch Neuenhoven zählt, lässt sich kaum noch vermitteln. Wir befinden uns zwar in Randlage, aber immerhin noch in der Metropolregion Rhein-Ruhr!
Eines von vielen Beispielen: Versuchen Sie mal mit 1 MBit/s ein Office-Paket (das nur noch per Stream zur Verfügung gestellt wird) zu installieren. Unter Standardbedingungen dauert es höchstens fünf bis zehn Minuten. Hier dauert so etwas drei bis vier Stunden. Mir graut vor den nächsten Updates und vor neuen Windows-Versionen sowieso. Smart-TV-Streaming ist praktisch unmöglich – es ruckelt nur. Aber ich glaube, das brauche ich Ihnen nicht weiter zu erklären. In diesem Sinne hoffe ich auf eine weitere engagierte Berichterstattung zu diesem Thema und, dass es hier in Jüchen endlich mal vorangeht.
H.K., B.str. 6, 41363 Jüchen
Quelle: Top-Kurier Jüchen, Ausgabe vom 10.06.2015